Zella-Mehlis ist reich an Geschichte!

Die Museen der Stadt Zella-Mehlis vereinen mit dem Stadtmuseum in der Beschußanstalt », dem Technikmuseum Gesenkschmiede » und dem Heimatmuseum Benshausen » eine museale Erlebnis- und Bildungswelt in den Bereichen Stadtgeschichte, Kulturgeschichte, Industriegeschichte, Technikgeschichte und Volkskunde.
Erfahren Sie mehr über die Vergangenheit der Stadt, über deren Berühmtheiten, über Erfindungen, sportliche sowie technische Besonderheiten und lernen Sie Zella-Mehlis und Benshausen von einer anderen Seite kennen!
Viele meinen, nachdem sie ein Stadt- oder Heimatmuseum besucht haben, kennen sie alle, weil sie sich oft ähneln ... unsere Museen sind anders!  Kommen Sie uns besuchen und Sie werden überrascht sein, wie ein Museum sein kann, klar gegliedert, informativ, interessant gestaltet ... und Sie werden dann wissen, was die Welt ohne Zella-Mehlis wäre – undenkbar!

Neuigkeiten

Objekt des Monats Juni 2022 – Gusseiserner Etagenofen

In einer Zeit, in der das Thema Energie sparen wieder sehr präsent ist, haben wir uns einmal den gusseisernen Etagenofen in der Ausstellung des Stadtmuseums in der Beschußanstalt im Bereich Stadtgeschichte näher angeschaut.

Diese Art von Ofen, der Etagenofen, auch Kassettenofen, Zirkulierofen oder Kastenofen genannt, ist der typischste Vertreter der Holzöfen und wurde schon vor 200 Jahren aufgrund seiner langen Rauchführung und des hohen Wirkungsgrades bei extrem wenig Brennmaterial als „Holzsparofen“ bezeichnet.

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Der Ofen wurde aus dem alten Bestand des Heimatmuseums am Mehliser Markt in die aktuelle Dauerausstellung im Stadtmuseum übernommen und stammt ursprünglich aus dem ehemaligen Amtsgericht von Zella-Mehlis. Er ist insgesamt 2,34 m hoch. Das Sockelteil hat eine Höhe von 0,65 m und eine Tiefe von 0,34 m, während die Aufsätze 0,24 m hoch und 0,23 m tief sind.

AnsichtOfenDetail

Der Ofen steht auf vier geschwungenen Standfüßen, sogenannten Klauenfüßen mit reicher Verzierung. Auch der restliche Ofen weist eine durchgehende Verzierung unterschiedlicher Ornamentik auf, die ihn in die Zeit des ausgehenden Klassizismus um 1850 einordnen lässt.

Auch die schmale, hohe Form, die Gliederung in mehrere Etagen, hier vier, die auf dem Unterkasten (Brennkasten) sitzen sowie der freie Durchblick zwischen den Etagen ist typisch für Öfen zwischen dem Ende des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

Die Gründung des Amtes Schwarzwald datiert auf das Jahr 1642. Bis dahin wurden die Ämter Georgenthal und Schwarzwald gemeinsam von Georgenthal aus verwaltet.

Amtshaus1642

Geschichtliche Hinweise zum Amt Schwarzwald

Der später zu Luisenthal gehörende Ort Schwarzwald liegt am Fuße der einst Swarcwalde castrum genannten Käfernburg und zählt zu den älteren Siedlungen im Thüringer Wald. Der Ort wurde bereits 930 als Waldsazi urkundlich erwähnt und teilt die frühe Besitzgeschichte der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Käfernburg. 1535 wurde der Ort Sitz des Amtes Schwarzwald, zu dem acht Orte und Siedlungen zählten und das 1642 im Amt (Schwarzwald) Zella aufging. Durch die Vereinigung mit Luisenthal und Stutzhaus kam Schwarzwald 1952 zur neuen Einheitsgemeinde Luisenthal. Wesentliche Teil des Ortes versanken durch den Bau der Ohra-Talsperre in den Fluten des Stausees.

Mehlis gehörte zu der Zeit bereits hauptsächlich dem Amt Schwarzwald an, Zella St. Blasii wurde 1641 von Reinhardsbrunn gelöst und vollständig dem Amt Schwarzwald zugeschlagen.

Während der Amtszeit des ersten Amtsschössers des Amtes Schwarzwald Johann Hackspan beschloss Herzog Ernst I., Herzog von Sachsen-Gotha und zuständig für das Amt Schwarzwald, Zella St. Blasii zum Marktflecken (ab 1645 Stadtrecht) und Amtssitz zu erheben. Mehlis schied als Amtssitz wegen seiner damals noch geteilten Herrschaftsverhältnisse aus.

AmtsgerichtAnsicht19.Jh.

Das Amtsgericht wurde von 1652 bis 1658 auf dem Kunzenberg in Zella St. Blasii als stattlicher Vierseithof erbaut. Es beherbergte den Wohnteil für den Herzog, die Wohnung des Amtsmannes bzw. Amtsschössers, die Amtsräume selbst mit Archiv, das Gefängnis, Pferdestall, Kuhstall, Wirtschaftsräume und eine Küche. Der Bau ist heute bis auf einen Seitenflügel original erhalten und eines der ältesten Gebäude des Ortsteils Zella. Er war auch das erste und größte Verwaltungsgebäude in der Stadt bis zum Bau des neuen Rathauses 1925.

Leider können wir die Eisenhütte, den Hersteller unseres Etagenofens nicht feststellen, da uns hierfür einschlägige Musterbücher fehlen und der Ofen selbst keinerlei Signatur aufweist außer einer heute nur noch schlecht lesbaren Nummer ([?] 103).

Musterbücher aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts z.B. enthalten Handzeichnungen von damals namhaften Kunstmalern und Lithografen von Öfen der unterschiedlichsten Formen und Verwendungszwecke. Es wurde also durch die Hütten und Eisengießereien darauf geachtet, den künstlerischen Anschluss zu wahren.

Nach den Faktureiunterlagen der Königlich Würtembergischen Eisengießerei im Württembergischen Staatsarchiv zu Ludwigsburg sind laut den Kontenbüchern der 50er Jahre des 19. Jh. keine Öfen nach Westfalen oder Norddeutschland geliefert worden. Daher ist anzunehmen, dass die im mittel- und norddeutschen Raum anzutreffenden Etagenöfen Erzeugnisse aus Westfalen, aus dem Harz und Norddeutschland sind.

Da norddeutsche Öfen allerdings vorwiegend von der Breitseite befeuert werden, unserer aber von der Schmalseite aus zu befeuern ist, stammt unser Ofen wahrscheinlich eher aus dem Harz oder Westfalen, wobei der Harz geografisch gesehen naheliegender ist.

Im Juli 2001 wurde der Etagenofen restauriert, um so dem weiteren Verfall vorzubeugen und das Objekt als Blickfang im ersten Raum der Dauerausstellung des im Jahr 2002 teilweise eröffneten neuen Stadtmuseums in der Beschußanstalt herzurichten. (ms,jk)

 

Quellen:

Hammer, Walter; Michelberger, Karin; Schremm, Wilfried (1984), Deutsche Gußeisenöfen und Herde, Neu-Ulm.

Köhler, Hans-Joachim; Reißland, Almut (2012), Zella St. Blasii, Mehlis, Zella-Mehlis: Beiträge zur Geschichte, Zella-Mehlis.