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Im Stadtmuseum entdeckt: Das Köhlergeläut

KöhlergeläutDas Handwerk des Köhlers war seit Jahrhunderten elementarer Bestandteil der Eisenverarbeitung. Als Produzent von Holzkohle war er stets ein gefragter Mann. Holzkohle wurde sowohl bei der Eisenverhüttung, als auch bei dessen Verarbeitung in Schmieden in großen Mengen benötigt. Aufgrund der langen Tradition der metallverarbeitenden Industrie im Gebiet des heutigen Zella-Mehlis gehörte auch die Köhlerzunft zu den angesehenen Handwerkern im Ort. Holzkohle diente hier als bevorzugter Werkstoff, da für die Metallbe- und -verarbeitung sehr hohe Temperaturen benötigt wurden. Außerdem war sie wesentlich leichter als Holz und somit auch einfacher zu transportieren und zu lagern. Die Köhler gingen ihrem Tagwerk in den Wäldern um den Ort nach, da sie hier ihren Werkstoff fanden und windgeschützt arbeiten konnten. Sie errichteten Meiler, um so aufgeschichtete Holzstämme zu Holzkohle zu verschwelen. Die Verschwelung dauerte Tage bis Wochen. Den Status des Prozesses konnte der Köhler an der Farbe und Dichte des aufsteigenden Rauches ablesen.

Köhlerhütte mit KöhlergeläutDa der Meiler auf keinen Fall brennen durfte, musste er stets überwacht und reguliert werden. Aus diesem Grund lebten die Köhler in dieser Zeit in einfachen Holzunterständen direkt an ihren Meilern. Brannte der Meiler doch, so benötigten sie in der Regel Hilfe, um diesen Prozess zu unterbinden. Um Hilfe herbeizurufen und mit anderen Köhlern zu kommunizieren kam das so genannte Köhlergeläut zum Einsatz. Durch Anschlagen der Hölzer wurden, wie bei einem Musikinstrument Töne erzeugt. Ein ähnliches Hilfsmittel stellte die sogenannte Hillebille dar, ein frei hängendes Brett, in der Regel aus Buchenholz, welches ebenfalls angeschlagen werden konnte.
Bei einem einzelnen Meiler wurden etwa 48 Wagen Holz zu 6 Wagen Holzkohle verkohlt. Eine einzige Schmelzhütte benötigte etwa 500 Wagen Holz im Jahr, was einer Waldfläche von etwa 1,25 km² entspricht. Der letzte Köhler war im Raum Zella-Mehlis bis 1860 tätig. Auch im heutigen Stadtbild finden sich noch Spuren dieses, für die Stadtentwicklung unerlässlichen Berufes. Beispiele hierfür sind das Kohlemagazin am Rathaus und das Köhlersgehäu in Zella. Auch die Bezeichnung eines Höhenzuges im Harz als Hillebille nimmt direkten Bezug auf die dortige lange Köhlertradition. In Bermbach findet bis heute Ende Juni das jährliche Meilerfest statt, um Interessierte zu informieren und das Handwerk zu bewahren. (ls)