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Im Stadtmuseum entdeckt: Automobilbau in unserer Heimat (I)

Ehrhardt-AutomobilIn unserem Stadtmuseum erinnern zahlreiche Fotos und informierende Texte an den Automobilbau in Zella St. Blasii bzw. Zella-Mehlis.
Am 3. Dezember 1896 gründete der Geheime Baurat Heinrich Ehrhardt die Fahrzeugfabrik Eisenach als Aktiengesellschaft.
In Eisenach sollten Lafetten und Protzen für die Rheinmetall-Geschütze gefertigt werden. Bald darauf nahm man die Fahrrad- und wenig später auch die Automobilfabrikation auf. Ehrhardt erwarb dazu eine Lizenz des französischen Herstellers „Decauville“, auf deren Grundlage ab 1898 „Wartburg-Motorwagen“ produziert wurden.
Die Fahrzeugfabrik Eisenach war damit der dritte Automobilhersteller im Deutschen Reich.
Welche Bedeutung dieser Standort damals hatte, verdeutlicht die Tatsache, dass am 19. Januar 1901 in Eisenach der Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller (VDMI) gegründet wurde, der 1923 in Reichsverband der Automobilindustrie (RDA)umbenannt wurde und seit 1946 Verband der Automobilindustrie (VDA) heißt. Eines der Gründungsmitglieder des VDMI war Gustav Ehrhardt von der Fahrzeugfabrik Eisenach, der Sohn von Heinrich Ehrhardt.
1903 zog sich Heinrich Ehrhardt auf Grund von Spannungen mit den im Aufsichtsrat vertretenen Bankern aus dem Werk zurück und verlagerte seine Automobilfertigung nach Zella St. Blasii.
Hier entstanden bald Fahrzeuge mit den Namen „Ehrhardt-Decauville“ und „Fidelio“. Als im Jahre 1906 der französische Lizenzgeber vom Markt verschwand, wurden die Fahrzeuge konstruktiv überarbeitet und erhielten die alleinige Bezeichnung „Ehrhardt“.
Damals entstand u.a. eines der teuersten Fahrzeuge dieser Zeit, der „Kaiserpreis-Wagen“. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden sowohl PKWs, Zivil- und Militär-LKWs, Geschützfahrzeuge, Omnibusse, Radpanzer, Boots- und Luftfahrzeugmotore, aber auch Feldlokomotiven gefertigt. (hj)