Objekt des Monats

und andere interessante Beiträge aus dem Blog

Objekt des Monats August 2022 – Keltischer Eisenbarren

Objekt des Monats August 2022

Im Gebiet um Suhl, Zella-Mehlis und Schmalkalden, wurden schon seit der vorrömischen Eisenzeit (La-Tène-Zeit, von etwa 450 v. Chr. bis ins 1. Jahrhundert n. Chr.) die hier vorkommenden Erze und Mineralien abgebaut und verarbeitet.

Roteisenstein
Eisenerze (Roteisenstein, Hämatit) aus der Umgebung.

Im hiesigen Talkessel hat vor allem das Ruppberg-Gebiet frühgeschichtliche Bedeutung. Für die La-Tène-Zeit wurde die Anwesenheit von Volksgruppen der Eisenzeit (Kelten) nachgewiesen, die auf dem Ruppberg eine Wach- u. Signalstation betrieben. Noch heute sind auf seinem Gipfel Reste einer Wallanlage zu sehen. Auch an weiteren Geländepunkten traten frühgeschichtliche Funde zutage, die auf frühe, unser Territorium durchlaufende Verkehrsverbindungen hinweisen. Von der Nutzung der hier vorkommenden Eisenerze zeugen Funde von Verhüttungsofenresten z. B. am Eisenberg im Ortsteil Mehlis.

Eisenschwamm
Ein Eisenschwamm, auch als Luppe bezeichnet, aus einem Rennfeuer, gefunden bei Bauarbeiten am Eisenberg in Mehlis.

Als Ausgangsmaterial dienten sicherlich die in der Gegend um Zella-Mehlis und Suhl ehemals reichlich vorhandenen Eisenerzvorkommen. Diese Erze werden zertrümmert und klein geklopft, bevor sie dann im Rennofen, zusammen mit Holzkohle, oft über mehrere Tage gebrannt werden. Das waren etwa 1,30 m hohe Öfen aus Lehm, befüllt mit wechselnden Schichten aus Holzkohle und Eisenerz im Inneren. Für reichliche Luftzufuhr sorgten Löcher in der Ofenwand. Um entsprechende Temperaturen erreichen zu können, wurden auch einfache Blasebälge eingesetzt. So wurde das Eisenoxid unter Sauerstoffentzug zu Eisenpartikeln reduziert. Diese sanken nach unten auf den Boden des Ofens, während die übrigbleibende flüssige Schlacke, insgesamt leichter als Eisen, auf dem Metall schwamm. Durch einen Ausgang am Ofen konnte die Schlacke abfließen, „abrinnen“ bzw. „abrennen“ ‒ daher die Bezeichnung „Rennofen“.

Rennfeuer
Schematische Darstellung eines einfachen Rennfeuerofens.

Übrig blieb ein Eisenschwamm, der mit Restschlacke vermischt war ‒ die sogenannte Luppe. Diese wurde so lange geschmiedet, bis alle Verunreinigungen mit dem Hammer aus dem Eisen herausgetrieben waren und zu Barren verarbeitet.

Damals wiesen diese Barren, wie ein bei Oberhof gefundenes Exemplar zeigt, eine markante Form auf: Er ist doppel-pyramidenförmig und läuft an den beiden Enden spitz aus. Das hatte zum einen bei der Lagerung Vorteile in der Raumnutzung, zum anderen konnte der Schmied an der Beschaffenheit der Enden die Qualität des Produktes prüfen. Waren sie brüchig, handelte es sich um mindere Qualität, die Schlackeeinschlüsse aufwies und schlecht ausgeschmiedet war. Waren sie elastisch, war die Beschaffenheit gut, das Material weitgehend ohne Asche, Kohle und Schlacke.

Verwendet wurden diese schweren Eisenbarren als Handelsware und vermutlich auch als Geld. Bereits der römische Kaiser Cäsar beschrieb in seinem „Gallischen Krieg“ u.a. Eisenbarren als Zahlungsmittel.

Das Exemplar im Stadtmuseum ist eine Kopie des Originalstückes, welches sich in der Sammlung des Thüringer Landesamtes für archäologische Denkmalpflege in Weimar befindet. Es wurde erstmals im Jahre 1936 vom Jenaer Prof. Dr. Gotthard Neumann im „Thüringer Fähnlein“ publiziert. Dort heißt es: „In die La-Tène-Zeit (500 v. Chr. bis Chr. Geb.) gehört ein noch unveröffentlichter Eisenbarren von der Form einer geschwungenen Doppelpyramide mit ausgezogenen Enden, … . Er wurde 1933 von dem Holzhauer L. Holland im Staatsforst Oberhof südwestlich des Ortes zwischen Stein 16 und 33 der Staatsstraße nach dem Grenzadler gefunden … . Seine größte Länge beträgt 49,6, die größte Breite 10,1 und die größte Stärke 8,4 cm, das Gewicht 7 kg.“

Zusammen mit weiteren Funden aus der Steinzeit, der Bronzezeit, der Eisenzeit und dem Mittelalter zeigt dieser Eisenbarren die Jahrhunderte andauernde Nutzung des Passes bei Oberhof, heute ergänzt durch Straßen, Schienenwege und Autobahnen über und durch den Thüringer Wald. (ls)

Quellen:

  • Das Fenster in der Kreissparkasse Köln Thema 163/April 2003: Barren als Zahlungsmittel ‒ Von der Bronzezeit bis ins 20. Jahrhundert
  • Thüringer Fähnlein : Monatshefte für die mitteldeutsche Heimat, 5. Jahrgang (1936), S. 15