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Große Schenkung an unsere Stadt

Waffensammlung Spörer im Stadtmuseum

Eine sehr große Schenkung hat die Stadt Zella-Mehlis jetzt von einem gebürtigen Zella-Mehliser erhalten, der unsere Stadt schon im Alter von elf Jahren verlassen hat: Klaus Spörer hat uns seine umfangreiche Waffensammlung geschenkt, die nun ins Stadtmuseum in der Beschußanstalt aufgenommen wurde.

Klaus Spörer, der heute in Kaarst bei Düsseldorf wohnt, verlebte seine Kindheit im elterlichen Haus auf dem Eisenberg Nr. 41, in Mehlis. Hier war die Firma seines Großvaters, August Wahl, angesiedelt. In dem Familienbetrieb wurden unter anderem auch Teile für ortsansässige Waffenfirmen oberflächenbehandelt, also beispielsweise geschliffen, poliert oder galvanisiert (verchromt, vernickelt etc.). Sein Großvater war in der Mehliser Schützengesellschaft engagiert und wurde auch einmal Schützenkönig. Ein Bild von ihm hängt heute noch im Thüringen-Schießstand auf der Zellaer Höhe.

„Ich erinnere mich gerne an meine Kindheit in Zella-Mehlis. Ich habe die Hugo-Jacobi-Schule besucht. Wir haben oft in der Struth gespielt – auf der endlosen Wiese stand noch kein einziger Wohnblock. Im Sommer haben uns die Teiche und der Bach angelockt, im Winter gab es diverse Hügel, erst zum Rodeln, später zum Skifahren“, erzählt Klaus Spörer. Sein Vater war zu diesem Zeitpunkt schon in Düsseldorf. Klaus Spörer und seine Mutter folgten ihm im Jahr 1952, als er elf Jahre alt war, und seine ältere Schwester kam mit ihrer eigenen Familie einige Jahre später ebenfalls nach.

Abenteuerliche Reise in den „Westen“

„Das war eine abenteuerliche Reise für uns. Wir sind mit dem Zug nach Berlin gefahren und dann mit der Straßenbahn von Ost- nach Westberlin. Dort waren wir zunächst in einem Flüchtlingslager, bevor wir mit dem Flugzeug von Berlin nach Hamburg ausreisen konnten. Das war mein allererster Flug.“ Von Hamburg ging es dann mit dem Zug weiter nach Düsseldorf, wo die Familie erneut heimisch wurde.

Herr Spörer mit seiner Sammlung
Herr Klaus Spörer bei der Übergabe seiner Waffensammlung in seinem Hause an die Museumsmitarbeiter.

Klaus Spörer lernte einen Beruf, der in seiner alten Heimat auch typisch ist: Werkzeugmacher. Er arbeitete zunächst im Unternehmen „Rheinmetall“, schulte später jedoch um und war bis zum Vorruhestand in ganz Deutschland unterwegs, um Computer zu reparieren. „Damals waren die Computer noch so groß, dass man in die Fabriken oder die Büros fahren musste, um sie vor Ort zu reparieren“, lacht er. Regelmäßig besuchte er jedoch auch seine Geburtsstadt und nahm an ihrer Entwicklung regen Anteil. Außerdem entwickelte er ein besonderes Hobby: Er sammelte Waffen und zwar ausschließlich Kurzwaffen, die in Zella-Mehlis oder in Suhl produziert worden waren. Dafür besuchte er immer wieder die Waffenmesse in Dortmund, die später nach Kassel verlegt wurde.

„Mich hat insbesondere die Technik dieser Waffen interessiert. Das Schießen habe ich einige Male auf dem Schießstand ausprobiert, aber das ist nichts für mich. Gerne hätte ich noch mehr über die Geschichten der einzelnen Waffen erfahren, doch das war in den meisten Fällen nicht möglich.“ Die Geschichte eine Pistole 08 Krieghoff Suhl möchte er uns aber doch noch mitgeben: „Die habe ich 2008 über ein Inserat gefunden und der Verkäufer hat mir von ihrer Herkunft erzählt.“ Demzufolge war gegen Ende des Zweiten Weltkrieges bei Quakenbrück ein deutscher Pilot notgelandet und wurde ausgeraubt. Derjenige, der die Pistole ergattert hatte, bekam jedoch schnell ein schlechtes Gewissen und aus Angst vor Verfolgung versteckte er die Pistole in einer Scheune, auf dem obersten Dachbalken. Erst Jahrzehnte später wurde die Waffe wiederentdeckt.

Übergabeverhandlungen
Herr Klaus Spörer und der Museumsleiter Lothar Schreier beim Austausch der notwendigen Formalitäten.

„Die Waffen sollen dorthin kommen, wo sie hingehören“

 „Mir geht es gesundheitlich nicht mehr so gut und da fängt man eben an, sich um alles zu kümmern“, sagt Klaus Spörer beim Gedanken an seine umfangreiche Waffensammlung. 65 Stück aus Suhl und Zella-Mehlis hat er zusammengetragen. „Mein Sohn interessiert sich nicht für Waffen, sein Spezialgebiet sind auch Computer. Deshalb habe ich entschieden, dass die Waffen dorthin sollen, wo sie hingehören“, sagt er und meint damit seine Geburtsstadt. Deshalb hat er sich an die Stadt Zella-Mehlis gewandt. Im Stadtmuseum sind die Freude und die Aufregung angesichts der immensen Schenkung natürlich groß. „Wir forschen uns erst ganz langsam hinein, schauen uns jede einzelne Waffe an und erarbeiten uns Stück für Stück, was für einen Schatz wir da bekommen haben“, sagt Museumsleiter Lothar Schreier. In zwei abschließbaren Kisten zusammen mit allen dazugehörigen Unterlagen hat er gemeinsam mit Mitarbeiter Frank Eiselt – beide haben aufgrund ihrer Tätigkeit im Museum gültige Waffenbesitzkarten – die Sammlung bei Klaus Spörer abgeholt. „Man hat gespürt, dass es ein besonderer Tag für ihn war. Solch eine Sammlung gibt man sicherlich nicht leichten Herzens weg.“ Einige der Waffen werden die Ausstellung bereichern – doch natürlich bedeutet dieser Schatz auch eine große Aufgabe fürs Museumsteam: Es geht nicht nur darum, die Waffen sorgfältig zu katalogisieren und für die Nachwelt zu erhalten – sie müssen auch den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend, die für alle Schusswaffen gelten, aufbewahrt werden. Lothar Schreier schätzt, dass jede einzelne Waffe im Durchschnitt 300 Euro wert ist – also auch in finanzieller Hinsicht ist es ein großes Geschenk von Klaus Spörer.

Danke für die Trommelrevolver, Selbstladepistolen, Sportpistolen, Taschenpistolen und Polizeiwaffen, die auch ein Stück der Geschichte unserer Stadt und unserer Region repräsentieren!

(Text übernommen von der Pressestelle der Stadt Zella-Mehlis)